Montag, 30. November 2009

la offrande


Und Leda sprach zu Zeus:

Kein Gold, kein Weihrauch
nichts von alle dem wollt Ihr annehmen,
nichts davon ist es was Euch erfreuen würde.
Was könnte ich Euch göttlicher Zeus schon darbringen?
ICH LEDA
Eine Opfergabe an Euch soll es sein!
Göttlicher Zeus nehmt mich,
verfügt über mich
besitzt mich...

Erfreut Euch an mir,
in jeder erdenklicher Art und Weise,
bringt mich für eine Nacht in den Himmel des Olymps.

Deckt mich zu mit Euren grossen weissen Flügeln,
lässt mich darunter verweilen
sei es im Schmerz oder in der Lust!

LEDA

Als ihn der Gott in seiner Not betrat,

erschrak er fast, den Schwan so schön zu finden;

er ließ sich ganz verwirrt in ihm verschwinden.

Schon aber trug ihn sein Betrug zur Tat,

bevor er noch des unerprobten Seins

Gefühle prüfte. Und die Aufgetane

erkannte schon den Kommenden im Schwane

und wußte schon er bat um Eins,

das sie, verwirrt in ihrem Widerstand,

nicht mehr verbergen konnte. Er kam nieder

und halsend durch die immer schwächre Hand

ließ sich der Gott in die Geliebte los.

Dann erst empfand er glücklich sein Gefieder

und wurde wirklich Schwan in ihrem Schoß

(Rainer Maria Rilke)