Samstag, 4. Oktober 2008

Archäologie des Unbewussten

Diente seine Sammlerleidenschaft zunächst dazu, die Mechanismen des Unbewußten zu präsentieren, entwickelte sich in seinen späteren Werken die Arbeit des Archäologen selbst zur privilegierten Metapher für die Arbeit des Analytikers. Geschult an den Methoden der Archäologie, beschrieb Freud seine Vorgangsweise im Fall "Dora" im Stile einer Ausgrabung:

"Angesichts der Unvollständigkeit meiner analytischen Ergebnisse blieb mir nichts übrig, als dem Beispiel jener Forscher zu folgen, welche so glücklich sind, die unschätzbaren wenn auch verstümmelten Reste des Altertums aus langer Begrabenheit an den Tag zu bringen. Ich habe das Unvollständige nach den besten mir von anderen Analysen her bekannten Mustern ergänzt, aber ebensowenig wie ein gewissenhafter Archäologe in jedem Falle anzugeben versäumt, wo meine Konstruktion an das Authentische ansetzt." (Sigmund Freud)

Isis, Sammlung Freud
"Isis stillt das Kind Horus"
Ägypten, Späte Periode (26. Dynastie), 664-525 v.Chr.