Montag, 23. Februar 2009

L'Anti-Justine

Am nächsten Sonntag fand in meinem Magazin ein nettes Diner statt. Ich hatte dabei außer dem Bett und dem alten Sofa noch ein drittes Wollustlager aufstellen lassen, einen merkwürdigen Fauteuil, den ich ganz zufällig bei einem Schlosser in der rue de la Parcheminerie aufgetrieben hatte. Der hatte ihn aus dem Besitz eines gewissen Herzogs als altes Eisen gekauft. Ich erzählte der Gesellschaft seine Geschichte.

Der Fauteuil konnte aufgezogen werden. Der Schlosser zog ihn eines Abends auf, um den Mechanismus kennenzulernen und setzte sich zuerst selbst hinein. Zufällig kam gerade die junge Frau seines alten Nachbarn Aupetit, des Perückenmachers. Die hübsche Nachbarin, die sehr echauffiert war, warf sich gerade auf den verhexten Sessel. Sofort wurde sie bei den Armen gepackt, eine Feder schürzte sie, eine zweite spreizte ihr die Beine auseinander, eine dritte hob ihr den Popo, eine vierte ließ sie leicht auf und nieder wackeln.

»Eh – was ist das für eine Maschine?« schrie sie.

»Ja, meine Teure, wenn ich das selbst wüßte«, er widerte der Schlosser; »ich habe sie aufgezogen, um sie zu studieren und sehe nun, daß es der berühmte Sessel des Herzogs von Fronsac ist, auf dem er die widerspenstigen Mädchen bändigte, die ihm von Rabeneltern verkauft wurden. Wenn Sie wünschen, liebe Nachbarin, will ich Ihnen mal zeigen –«

»Weg da! Hat man so eine Frechheit erlebt –?! Ich beiße ...«

Der Mann zog ruhig seine Hosen aus und legte sich auf sie. Sie wollte beißen; aber eine zarte Feder öffnete ihr den Mund ein klein wenig und würgte sie schwach, so daß sie die Zunge herausstrecken mußte. Der Schüler Vulcans nahm die schöne Gelegenheit wahr und bearbeitete die hübsche Frau kräftig, die sich nicht wehren, noch auch schreien konnte.

Nach erfolgter Operation war die Maschine abgeschnurrt und Madame Aupetit wieder frei. Sie fing natürlich an zu weinen und zu klagen, als wenn sie ganz verzweifelt wäre.

»Schäfchen«, sagte der Zyklop, »ich habe so gut gearbeitet, daß du sicherlich ein Kind bekommen wirst, was dein alter Kaffer von Mann doch nie fertig gekriegt hätte. Sei aber jetzt ein bißchen schlau: sag' ihm heute, daß du dem heiligen Julian gespendet hast, daß er dich heute nacht vornehmen soll und der Heilige gewiß seine Arbeit segnen wird ...«

Madame Aupetit nahm sich diese Ratschläge zu Herzen und befolgte sie pünktlich.

Am nächsten Tage erhielt ich den Sessel geliehen.

Der Zyklop hatte mich vorbeigehen sehen, mir die Maschinerie gezeigt und erklärt, und sie mir dann zum Ausprobieren übergeben. Ich zog das Uhrwerk auf, damit es bei kommender Gelegenheit bereit sei.

Wir saßen zu dritt beim Diner: Madame Poilsoyeux, eine hübsche Hutmacherin aus der rue Bordet, die Trait-d'Amour mitgebracht hatte und die Tendrelys hieß, und ich in der Mitte. Den Fauteuil reservierte ich für die hübsche Tendrelys, die noch Jungfrau war, obwohl Trait-d'Amour sie von hinten gebraucht und ihr einigemal zwischen die Schenkel onaniert hatte; oder aber, wenn die Hutmacherin vernünftig sein sollte, für Rose-Mauve oder ihre Schwester Rosalie, oder endlich, für unsere Wirtin, Madame Brideconin, die ich bei unseren Festen haben wollte, ebenso wie ihren Mann, den ich vor seinen Augen zum Hahnrei zu machen wünschte.

Wir dinierten gut, aber ohne allzuviel zu essen oder zu trinken. Wir hatten Geflügel und lauter leichtverdauliche Sachen.

Man wird gleich sehen, wie ich meine Pläne zur Ausführung brachte.

Quelle:
Restif de la Bretonne: Anti-Justine. Darmstadt [o.J.], S. 201-204.
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„Le bonheur n'est pas une plante sauvage, qui vient spontanément, comme les mauvaises herbes des jardins: c'est un fruit délicieux, qu'on ne rend tel, qu'à force de culture. “

Restif de la Bretonne: Les Parisiennes (dt. Übersetzung: Das Glück ist keine wildwachsende Pflanze, die wie das Unkraut in den Gärten von selbst erscheint: es ist eine köstliche Frucht, die nur durch Pflege/Kultur zu einer solchen wird.)