Freitag, 13. November 2009

Die "kosmische Energie" der "erotischen" Figuren

Die ersten Regentropfen ruhten auf
ihren Wimpern aus und fielen dann auf
ihre Unterlippe. Sie zerteilten sich
auf ihren hohen Brüsten und glitten
dann über die drei delikaten Falten
auf ihren Bauch, bis sie langsam in
ihren Nabel gelangten.
Kumarasambhava, 5,27



Berühmt sind diese Tempel wegen der erotischen Szenen, die Szenen aus dem tantrischen Ritual wiedergeben. Daneben gibt es auch Darstellungen von Schlachten, Tänzen, Tierkämpfen, vom Alltag, Bilder von Göttern und Fabeltieren, Blumen- und Pflanzenornamenten. Bewundernd stehen wir vor der Fülle und der Schönheit der Figuren.
Die Bilder von wenig bekleideten Frauen mit üppigen Brüsten und vielen betonten Körperrundungen an Bauch, Hüften und Schultern dominieren. Das hängt mit dem Sinn und Zweck dieser Tempel zusammen. Der Frauenkörper symbolisiert die kosmische weibliche Energie, die in den Figuren durch die Bewegtheit in Aktionen und durch die Drehungen der Körper zum Ausdruck kommt und die durch ihre Sinnlichkeit auf den Betrachter übertragen wird.
Somit wird die Frau im religiösen Nachvollzug der Schöpfung zum Spiegelbild des kosmischen weiblichen Prinzips und als solche verehrt wie eine Göttin. Als Symbol ist sie keine gewöhnliche Frau mehr.

Denn Ich, Shiva, ich bin das Sperma, und der rote Saft ist meine Shakti: Wenn diese beiden verschmelzen, vereinige Ich Mich mit Ihr! Und das ereignet sich, Ihr Körper wird der eines Gottes.


Die Leidenschaft soll zuerst in der Frau
erwachen
und sie erfüllen,
danach den Mann dank der unwillkürlichen Zeichen,
mit denen die
Frau ihre Neigung verrät.
Dann entsteht das verlockende Spiel,
dass sie
aneinander Lust haben,
und darin finden sich die Liebenden.

(Srngara-Tilaka von Rudrabhatta)